Weihnachts- und Silvesterbescherung durch Hessenforst

Pressemitteilung: Eine solche Weihnachts- und Silvesterbescherung braucht niemand. Landesregierung und Hessenforst behindern durch ihren Alleingang die gemeinsame Entwicklung der Wintersteinfläche.

In den letzten 6 Monaten haben sich die Kommunen Friedberg, Rosbach, Ober-Mörlen und Wehrheim gemeinsam wegen einer Optimierung ihrer Flächen auf dem Winterstein mit der OVAG als regionalem Energieversorger beraten, um kurz vor Weihnachten zu grundlegenden Verabredungen zu kommen. Dies wurde u.a. von dem Bündnis Windkraft Winterstein positiv begleitet und das inzwischen in allen kommunalen Parlamenten vorgestellte Ergebnis wurde wohlwollend aufgenommen. Dieser Schritt war eine der Voraussetzungen für das vom Bündnis schon immer geforderte, energetische gemeinsame Layout für die komplette Wintersteinfläche. Es wurde davon ausgegangen, dass nun alle Flächeninhaber, also die Kommunen, der Hessen- und der Bundesforst gemeinsame weitere Schritte absprechen, um möglichst schnell, aber zeitgleich, die nächsten Planungsschritte vorzubereiten. Froh war das Bündnis, dass es die schon im Frühjahr 2022 angedachte einseitige Ausschreibung vom Hessenforst durch Anschreiben an das zuständige hess. Umweltministerium und auch die Staatskanzlei verhindern konnte. Als gut empfunden wurde auch die parallel stattfindende EEG-Novellierung auf der Bundesebene, mit einer deutlichen Verbesserung der regionalen Bürger:inneneinbindung und -beteiligung bei Windkraftparks, gültig ab 2023. Hierzu fanden schon vorbereitende Treffen mehrerer Energiegenossenschaften statt, die entsprechend den neuen EEG-Überlegungen Bürger:innen im 50 km-Umkreis um den Winterstein vertreten. Auch die OVAG stieg als Stromversorger vor Ort dazu schon in erste detaillierte Vorbereitungen ein und machte Vorschläge, wie man verschiedene Genossenschaften in einer Beteiligungsgesellschaft zusammenfassen kann. Darüber hinaus wurde eine Dachgesellschaft diskutiert, in der sich dann auch die Kommunen und ebenso der Hessenforst integrieren könnten. Dies lief alles auf ein hessenweites Modell hinaus, mit dem sich die Landesregierung zeigen könnte und bei dem man auch – wegen des Modellcharakters zunächst einmalig – auf die seit vielen Jahren umstrittene Landeshaushaltsverordnung hätte verzichten können. Diese Negativverordnung hätte  dann die schwarz/grüne Landesregierung in den nächsten Monaten politisch völlig neu formulieren und im Parlament verabschieden können. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen hätte dadurch die unzureichende  Errichtungszahl von nur 8 Windkraftneuanlagen in ganz Hessen im Jahr 2021 zukünftig deutlich gesteigert werden können.

Geschockt wurden aber das Bündnis, die Kommunen, die OVAG und die Bürger:innen vor Ort, als kurz vor Weihnachten der Hessenforst eine einseitige Ausschreibung als Jahresabschlussbescherung präsentierte, die im Widerspruch zu den bisherigen Vereinbarungen steht. Zu verantworten haben das die eingebundene Staatskanzlei mit Ministerpräsident Boris Rhein und das Umweltministerium mit der Ministerin Priska Hinz. Diese wurden aber auch schon im Mai 2022 von dem Bündnis und auch der OVAG in Überlegungen in die Richtung eines bedeutenden Projektmodells Winterstein eingebunden. Eine Antwort erhielt Diethardt Stamm nun genau am Heiligen Abend von der Ministerin. Darin wird u.a. darauf hingewiesen, dass man nach „landesseitigen Vorgaben ein zeitnahes Verfahren der Angebotseinholung“ vornehmen wolle. Weiter  teilt die Ministerin dann noch mit, dass „erst im Anschluss daran die betreffenden Planungen“ zum weiteren Verfahren „anlaufen“.

Dieses „Verfahren“ trifft bei dem Bündnis Windkraft Winterstein auf die schlimmsten Erwartungen. Das beginnt mit der üblichen einseitigen Ausschreibung vom Hessenforst nach der sog 70%/30 % – Regel. D.h. zu 2/3 Dritteln ist das maximale Geldkassieren auf Kosten der Bürger:innen eine Vorgabe. Dort steht nämlich klar, dass die Auswahlentscheidung des Landes auf der Basis „des angebotenen Umsatz- und Mindestentgelts“ und „auf der Grundlage des Ertrags einer Windenergieanlage“ erfolgt. D.h., das Land kassiert sogar noch in Abhängigkeit vom wehenden Wind und dann bleibt wohl noch etwas für irgendeinen europäischen Großkapitalanleger übrig, aber nichts für die regionale Wertschöpfung oder die um den Winterstein wohnenden Menschen. Diese dürfen sich dann mit der Rest-30 %-Regel begnügen und in Schönrederei missbraucht das Land dort den Begriff „Bürgerbeteiligung“.

Die Forderung des Bündnisses an die Landesregierung ist deshalb, sofort die Ausschreibung zu stoppen und zurückzuziehen. Falls schon Erstbewerbungen vorliegen, müssen evtl. Unkostenanforderungen dazu erstattet werden. Dann sollte der seit einem Jahr immer wieder ins Spiel gebrachte Runde Tisch endlich realisiert werden. Dort sollen die Kommunen, die Bürger:innen u.a. vertreten durch das Bündnis und Energiegenossenschaften, der regionale Energieversorger und natürlich auch der Hessen- und Bundesforst ihre Teilnahme einbringen und gemeinsam die weiteren Schritte besprechen. Es kann nicht sein, dass die Landesregierung den potenziellen Moderator LEA (Landesenergieagentur) in vielen Schreiben ins Spiel bringt, aber konkret nicht einsetzt. Das Land muss entweder zunächst nur für dieses Modell Winterstein die Landeshaushaltsverordnung durch einen Kabinettsentscheid außer Kraft setzen oder lässt über das Landesparlament diese Verordnung grundlegend novellieren. Das permanente Berufen auf diese Verordnung, als wäre sie ein politisches Heiligtum, darf so nicht fortgesetzt werden. Ansonsten würden die erneuerbaren Energien weiter behindert, was ein Verstoß gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24.03.21 in Sachen Klimaschutz und Klimaneutralität wäre. Das Bündnis stellt fest: Auch die Landesregierung muss ihren Verpflichtungen nach Art 20 a im Grundgesetz (Verantwortung für die künftigen Generationen) nachkommen. Gewollt werden zukünftig nicht 8 Windkraftanlagen in einem Jahr, sondern wenigstens die Bebauung von 2 Flächen in der Größenordnung des Wintersteins pro Regierungspräsidium in Hessen. Das wären dann bei 3 Regierungspräsidien x 2 Flächen x ca. 18 WKAs = 108 neue hessische Windmühlen, statt mageren 8. So ginge es mit der Energiewende auch in Hessen voran.

Fortschritte in den Winterstein-Kommunen, Pressemitteilung des Windpark-Bündnisses

Das Bündnis Windpark Winterstein und seine 29 Mitgliedsorganisationen setzten sich auf ihrem 7. Plenumstreffen, am 30. Nov. 2022, umfassend mit dem Windpark-Vorschlag der OVAG an die vier Anrainerkommunen des Wintersteins auseinander. An dem Bündnistreffen nahmen neben den Bündnisorganisationen auch Vertreter:innen aus den Magistraten, Parlamenten, kommunalen Fachausschüssen und auch Personen teil, die bei den Ausschusssitzungen der Kommunen anwesend waren. 

Das Bündnis begrüßte den Vorschlag der OVAG, einen Windenergiepark auf dem Winterstein zu errichten. Mit 12 bis 18 Windkraftanlagen neuester Bauart und einer gesamten Nennleistung von 112 Megawatt (MW) könnte der Strombedarf von ca. 175.000  Menschen, also mehr als der Hälfte der Wetterauer Bevölkerung abgedeckt werden. Einzelheiten hierzu wurden schon in der Presse (z.B. WZ vom 19.11.22) vorgestellt. Das Bündnis rechnet damit, dass die beteiligten Kommunen dieses Konzept unterstützen.

Wesentlich sind für das Bündnis mehrere Punkte: Es wird begrüßt, dass die OVAG den Kommunen eine wirtschaftliche Beteiligung an der Investition und damit auch am Ertrag anbietet. Auch die Bürger:innen sollen sich über Energiegenossenschaften beteiligen können. Schon sechs solcher Energiegenossenschaften bereiten sich aktuell entsprechend vor. Zudem ergibt sich nach der Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) ab dem 1.1.2023 die Option, dass Bürgerenergie-Projekte keine Ausschreibungen bei der Bundesnetzagentur durchlaufen müssen, wenn 75% der Mitwirkenden im Umkreis von 50 km um die Windenergieanlagen wohnen. Pro Genossenschaft wäre zwar die Gesamtleistung auf jeweils 18 MW, d.h. auf zwei Windkraftanlagen mit der derzeitigen Planungsgröße von 7,5 MW begrenzt, aber mit sechs Beteiligungsgesellschaften könnte der Windpark Winterstein zu einem echten Bürgerwindpark werden. Hinzu kommen weitere finanzielle Vorteile für die Kommunen im Umkreis des Windenergieparks, die u.a. eine gesetzliche Auszahlung von zusammen ca. 560.000 € zu erwarten haben, die sich aus § 6 EEG ergibt. Dort ist nämlich eine Ausschüttung von 0,2 Cent je produzierter KWh im Umkreis von 2,5 km um jedes Windrad vorgesehen.

Durch die Vorschläge des regionalen Energieversorgers ist nun der Weg bereitet, dass die vom Bündnis schon immer geforderte gemeinsame, energetisch optimierte Planung des Windparks umgesetzt werden kann. Ansonsten wäre zu befürchten, dass mehrere Betreiber sich gegenseitig Wind und Ertrag wegnehmen würden. Mit dem OVAG-Modell deutet sich erstmals eine Gesamtlösung für die komplexe Situation am Winterstein an, bei der außerdem große Teile der Wertschöpfungen in der Region verbleiben würden.

Seitens des Bündnisses stellte Diethardt Stamm mit seiner Erfahrung als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Windparks in Schotten fest, dass das Konzept der OVAG mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 7 Metern pro Sekunde sehr plausibel ist. Sehr positiv sei auch, dass die OVAG bereit ist, die kompletten Kosten und Risiken für die Entwicklung des Windparks zu übernehmen, aber dennoch den Kommunen und Bürger:innen eine Beteiligung von bis zu 50% vor Inbetriebnahme anbietet. Hans-Dieter Wagner hielt fest: „Wir freuen uns, dass es nach mehr als 10 Jahren Stillstand jetzt auf dem Winterstein mit der Windenergie vorangeht. Das ist ein wichtiger Beitrag unserer Region zum Schutz von Klima und Umwelt. Durch Ausgleichsmaßnahmen ergeben sich auch Möglichkeiten zur Wiederaufforstung der vom Klimawandel geschädigten Waldbestände.“ Das Bündnis wird sich nun besonders dafür einsetzen, dass sich auch das Land Hessen, das mit HessenForst über große Teile des Wintersteins verfügt, an diesem von Kommunen und dem regionalen Stromanbieter diskutierten Konzept beteiligt, um auf dem Winterstein einen großen gemeinsamen Bürgerwindpark als Pilotprojekt zu realisieren.

Friedberg beim Windpark Winterstein dabei!

Das Bündnis Windpark Winterstein begrüßt, dass die Stadtverordnetenversammlung in Friedberg am 17. Februar 2022 der Errichtung eines Windparks auf dem Winterstein zugestimmt hat. Der Weg für eine gemeinsame Planung zwischen Hessenforst, Bundesforst und den anderen beteiligten Kommunen wird damit frei. Es hat sich gelohnt, dass sich das Bündnis beharrlich gegen den alten Bebauungsplan engagierte, der sich als rechtswidrig herausgestellt hat. Wir brauchen gerade in Hessen einen deutlichen Ausbau der Windenergie für den Ausstieg aus der Kohle und für den Klimaschutz. Ein Windpark auf dem Winterstein ist dazu ein wichtiger Beitrag. Wir begrüßen daher, dass die Blockadehaltung um den Winterstein aufgegeben wurde und sich eine Mehrheit für den Windenergiepark abzeichnet. Ober-Mörlen wird voraussichtlich am 3. März entscheiden und Wehrheim, das bisher abseits steht, hat auch später noch die Chance sich zu beteiligen.

Gemeinsame Planung für möglichst viel Windstrom

Erfreulich ist auch, dass die Bundes- und Landesforstverwaltungen Ausschreibungen für Windenergieanlagen in Aussicht gestellt haben und immer mehr Projektierer und potentielle Investoren Interesse zeigen. Eine gemeinsame Planung unter Einbeziehung aller Eigentümer, Kommunen und der Bürgerschaft ist für uns von zentraler Bedeutung. Ziel muss ein energetisch optimierter Gesamtplan sein, wie es auch in der Absichtserklärung formuliert wurde. Anzustreben ist daher, dass Hessen- und Bundesforst gemeinsam mit den Kommunen agieren und auch die Menschen vor Ort frühzeitig einbeziehen.

Windenergie hilft bei Aufforstung

Positiv werden auch die Neuregelungen der Bundesregierung zur Flugsicherung beurteilt, dank derer Baubedenken für Windkraftanlagen auf dem Winterstein entfallen. Von der 414 ha umfassenden Gesamtfläche werden maximal 10 ha von den Windrädern beansprucht, am besten auf den durch Klimawandel geschädigten Waldflächen. Über 400 ha werden somit als Natur- und Erholungsraum verbleiben und die Aufforstung könnte aus den Erträgen der Windstromerzeugung finanziert werden.  Der Windpark würde dann einen Beitrag dazu leisten, dass es den Bäumen, bedingt durch ein verbessertes Klima, wieder etwas besser geht.

Bürgerbeteiligung durch Rendite und Strombezug

Zentrales Ziel des Bündnisses ist die Bürgerbeteiligung. Wer einen Strombezug vom Winterstein oder einen Geldbezug von einer Anlage erhält, wird auch einen guten Bezug zum Projekt haben. Neben Renditen aus direkten Investitionen von Bürger:innen und Kommunen soll es für Anwohner:innen im Umkreis des Windparks auch möglich werden, den Strom zu einem günstigeren Tarif zu erhalten. Derzeit treibt Kohlestrom die Preise hoch. Mit mehr Wind- und Solarstrom wird Strom wieder preiswerter. Zudem können Kommunen aufgrund von Gesetzen ca. 25.000 € im Jahr pro Anlage erhalten. Pachteinnahmen von Hessenforst werden teilweise an Kommunen weitergegeben. Unser Ziel ist daher nicht nur Akzeptanz, sondern auch konkrete Bürgerbeteiligung. Das Bündnis bereitet dazu Angebote gemeinsam mit dem Landesnetzwerk der Energiegenossenschaften (LaNEG) vor, damit die Anlagen auf dem Winterstein zu Bürgerenergieanlagen werden!

Das Bündnis Windpark Winterstein mit seinen 29 Partnerorganisationen versteht sich als Anwalt für Klima- und Naturschutz, Energiewende und die Belange der Anwohner:innen um den Winterstein. Das Bündnis bietet daher weiterhin allen Beteiligten seine Unterstützung an.

Für das Bündnis Windpark Winterstein: Dr. Werner Neumann (BUND, Kreisverband Wetterau), Diethardt Stamm (Energiebildungsverein), Hans-Dieter Wagner (Querstellen-Friedberg)

Dreht sich der Wind in die richtige Richtung?

Endlich scheint sich der Wind in die richtige Richtung zu drehen. Ob es nur ein laues Lüftchen wird oder ob er kräftig wehen wird, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen.

Der unsägliche Entwurf eines Bebauungsplans für den Winterstein, der von den vier Anrainerkommunen im Januar 2020 veröffentlicht wurde, ist aber sicherlich vom Tisch!

Dieser Bebauungsplan war von Anfang an zur Verhinderung eines effektiven Windparks gedacht und widerspricht – wie schon immer von Querstellen und anderen Organisationen betont wurde – den Vorgaben des TPEE, verstößt somit gegen übergeordnetes Planungsrecht und ist damit nichtig.

Ist eigentlich öffentlich, wie viel Geld die Kommunen für diesen Verhinderungsentwurf in den letzten Jahren zum Fenster hinausgeworfen haben? Dieses Geld hätte man sinnvoller in die Planung eines ohnehin kommenden Windparks stecken können. Aber manchmal sind Lernprozesse teuer erkauft.

Auch wenn die Stellungnahme des Regierungspräsidenten zum Bebauungsplan bisher von der Stadt Friedberg noch nicht veröffentlicht wurde, wird durch einige Formulierungen in der neuen „Absichtserklärung“ der vier Anrainerkommunen deutlich, dass die Kritik vernichtend ausgefallen sein muss. Der RP wird folgendermaßen wiedergegeben: „Im Vorranggebiet Windenergie habe diese Nutzung Vorrang vor entgegenstehenden Nutzungen.“ „Der Bebauungsplan sei zwingend an die Ziele der Raumordnung anzupassen, ansonsten sei er unwirksam.“

Aufgrund dieser Kritik beginnt offenbar ein Umdenken. In der sog. Absichtserklärung „bekennen sich alle Unterzeichnenden dazu, eine besitzartenübergreifende und optimierte Planung von Windenergieanlagen im Windvorranggebiet 7805 ‚Winterstein‘ unter Ausnutzung des Windpotentials des Gesamtstandortes zuzulassen und aktiv zu unterstützen. Es soll ein gemeinsames Windparklayout erarbeitet werden.“

Der Windpark-Winterstein wird also kommen!  Zum Nutzen von Klima, Energiewende, Wald und kommunalen Einnahmen sollte es jetzt schnell gehen, denn sehr viel Zeit wurde bereits verspielt. Auch wenn es nicht in 6 Monaten klappen wird, wie unser vermutlich nächster Bundeskanzler in Aussicht stellt. Sechs Jahre darf es jedenfalls nicht mehr dauern, bis sich endlich Windräder auf dem Winterstein drehen. Die Anrainerkommunen sollten jetzt darauf hinarbeiten, dass sie selbst und ihre Bürger:innen auch finanziell von dem Windpark profitieren und nicht nur Zuschauer sind. Windkraft ist nicht nur unverzichtbar für die Energiewende, sondern kann auch eine nicht zu verachtende Einnahmequelle für die Kommunen sein. Nicht zu vergessen ist auch eine direkte Bürgerbeteiligung, die von Windsparbriefen bis zu Bürgerwindrädern reichen kann. Die Verwaltungen sollten dies jetzt ausloten und gegebenenfalls die notwendige Fachkompetenz einholen, z.B. bei Kommunen, die diese Prozess bereits durchlaufen haben (z.B. Grävenwiesbach), oder bei Energiegenossenschaften, die Bürgerwindräder betreiben (z.B. Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal). Auch im Bündnis Windpark Winterstein gibt es Ansprechpartner in Sachen Windkraft und Naturschutz, die zu Gesprächen bereit sind oder Kontakte vermitteln können.

Interessant dürfte in diesem Zusammenhang sein, dass das Bündnis Windpark Winterstein am Sonntag, dem 07. November 2021, seine Inforeihen zu Windparks in der Umgebung mit einer Windpark-Begehung in Grävenwiesbach fortsetzt. Bürgermeister Roland Seel aus Grävenwiesbach wird dabei über die Entstehung des Windparks berichten und Fragen beantworten.

Wir wollen zuversichtlich sein, dass der Wind bald auch kräftig für einen Windpark Winterstein wehen wird.

Ein deutliches Zeichen für die Windenergie auf dem Winterstein

Mit einer großen Sternwanderung unterstrich das Bündnis Windpark Winterstein am 13. Juni 2021, dass viele Bürger*innen und Organisationen der Region das Hinauszögern eines Windparks im Vorranggebiet Winterstein nicht mehr länger akzeptieren. Fast 150 Menschen waren in drei Wandergruppen von Friedberg, Rosbach und Wehrheim aufgebrochen, um sich an der Dörrhütte zu einem Demonstrationszug zu vereinigen und gemeinsam auf dem „Mainzer Kopf“ symbolisch ein erstes Windrad zu errichten. Die inzwischen baumlose, 420 m hohe Anhöhe könnte zukünftig einer der möglichen Standorte für Windenergieanlagen werden. Ein breites Bündnis aus 28 Organisationen, von Jung bis Alt, von Fridays for Future bis zur „Oldie-Gruppe“ Grünspan, über die großen Naturschutzverbände BUND und Nabu, viele Energievereine und -genossenschaften, die verschiedensten Bürger*innen-Gruppen, bis zu den Parteien DIE GRÜNEN und DIE LINKE, betonte die Notwendigkeit der Windenergiegewinnung auf dem Winterstein. Alle Redner*innen auf der Kundgebung forderten einen raschen Ausbau eines großen und effizienten Windparks, kritisierten die Verhinderungspolitik der in den vier Anrainerkommunen regierenden Parteien und machten deutlich, dass zum Schutz des Klimas und zur Umsetzung der Energiewende ein Windpark Winterstein unverzichtbar ist.

Eine kurze Bildergeschichte in unserer Kategorie FOTOS vermittelt einen kleinen Eindruck von dieser Sternwanderung. Auch wenn die Veranstaltung ein erfreuliches Echo in den Medien fand, blieben naturgemäß viele Argumente ungenannt, weshalb hier kurze Auszüge aus den Redebeiträgen in einer PDF-Datei wiedergegeben werden. Das Bündnis Windpark Winterstein wird nicht locker lassen, bevor sich tatsächlich Windräder auf dem Winterstein drehen und sauberen Strom produzieren.

Anfrage DIE LINKE/PIRATEN an den Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV)

Die Fraktion DIE LINKE / PIRATEN PARTEI stellte am 28. April 2021 einen Antrag an die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV), in dem sie eine unter energetischen Gersichtspunkten optimale Entwicklung des Windvorranggebietes auf dem Winterstein fordet. Dieser Antrag, dessen Wortlaut Sie hier als PDF einsehen können, steht im Einklang mit den Zielen des Bündnis Windpark Winterstein.

Ja zum Windpark Winterstein

Teilnehmer der Mahnwache mit Banner und Plakaten

Sowohl am 27.2. als auch am  6.3. trafen sich Mitglieder des Bündnisses Windpark Winterstein auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg, um mit Banner und Plakaten ihrer Forderung nach Windenergienutzung auf dem Winterstein Nachdruck zu verleihen. Seit September 2020 bildet das Bündnis mit seinen 27 Partnern ein Gegengewicht zur immer noch vorherrschenden Blockadehaltung der regierenden Parteien. Trotz rasch fortschreitender Klimakrise gibt es von den derzeit in den Anrainerkommunen regierenden Parteien noch immer wenig Signale, an ihrer Haltung zum Windpark etwas ändern zu wollen. (Vgl. dazu die Umfrage des Bündnisses unter den Parteien.) Im Friedberger Kommunalwahlkampf macht nicht nur die FDP – wie schon vor fünf Jahren – Stimmung gegen die Windenergienutzung.

Vergleich der FDP-Wahlplakate von 2016 und 2021

Spätestens dank der vielen jungen Menschen von Fridays for Future ist inzwischen allgemein bekannt, dass der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen schnellstmöglich erfolgen muss. Volkmar Heitmann (Wetterau im Wandel) sagte dazu auf der Mahnwache: „Wir haben mit dem Windvorranggebiet auf dem Winterstein hervorragende Möglichkeiten, unseren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Windkraft nutzt dem Klima, dem Wald, den Kommunen und allen Bürger*innen rund um den Winterstein. Windenergiegewinnung ist einer der schnellsten und effektivsten Beiträge gegen die Klimakatastrophe. Jede Verzögerung beim Klimaschutz erhöht die späteren Schäden und Kosten dramatisch.“ Die im B-Plan vorgesehenen drei Windenergieanlagen erfüllen bei Weitem nicht die Erwartungen an ein so großes Windvorrangbiet, wie es auf dem Wintersteinkamm vorhanden ist. Zum Nutzen für das Klima und auch der kommunalen Kassen erwartet das Bündnis von den vier Anrainerkommunen deutlich mehr Engagement für die Errichtung eines Windparks.

Drei Blumen sehen mager aus, erst aus vielen wird ein Strauß

 „Die Zeit ist reif für einen ‚Runden Tisch‘, um gemeinsam mit allen Anrainern und Eigentümern zu einem gemeinsamen Windparkkonzept zu kommen“, meint Diethardt Stamm (Ebergiebildungsverein). „Es gilt sicherzustellen, dass die Interessen aller Beteiligter berücksichtigt werden. Dafür sollten sich die Kommunen stark machen und nicht für unhaltbare Verhinderungspläne.“

Mit seinen Mahnwachen erinnerte das Bündnis die Parteien an ihre Verantwortung für den Klimaschutz und die Energiewende. Bei der Kommunalwahl haben die Bürger*innen die Möglichkeit, diejenigen Kräfte zu stärken, die sich für die erneuerbare Energie und die Nutzung der Windkraft auf dem Winterstein einsetzen. Naturschutz, Energiegewinnung und Naherholung lassen sich auf dem Winterstein gut vereinbaren. Mit einem ‚Klima- und Energielehrpfad‘ ließe sich dies verdeutlichen und eine zusätzlich Attraktion auf dem Winterstein schaffen. Bündnismitglieder wären bereit, parallel zur Planungs- und Bauphase des Windparks eine Konzeption dafür zu entwickeln.

Wie stehen Parteien zur Windenergienutzung auf dem Winterstein? Die Ergebnisse unserer Umfrage.

Anfang Dezember 2020 schickte das Bündnis Windpark Winterstein einen Umfragebogen mit 22 Fragen zur Windenergienutzung auf dem Winterstein an die in den Parlamenten vertretenen Parteien und Fraktionen in Friedberg, Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen, um einen Überblick über deren Haltung zur Windenergie am Winterstein zu gewinnen. Die Stellungnahmen sind sicher auch hilfreich für die Wahlentscheidung bei den Kommunalwahlen am 14. März 2021, denn schließlich müssen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakatastrophe regional umgesetzt werden. Wir geben deshalb die Antworten im genauen Wortlaut wieder.

Unsere Zusammenstellung ist nach Kommunen und Größe der Fraktionen geordnet. Einige  Parteien haben nicht geantwortet, was wir – wie auch in unserem Anschreiben formuliert – als Ablehnung eines Windparks auf dem Winterstein interpretieren. Offensichtlich sind diese Parteien nicht bereit in dieser Form auf Fragen der Bürger zu antworten. Die Leser*innen mögen sich selbst darüber ein Urteil bilden. Manche Fraktionen haben die Beantwortung des Fragebogens abgelehnt, jedoch ein Antwortschreiben geschickt. Wir versuchen auch diese Antwortschreiben einzubeziehen. Für eilige Leser*innen sind einige aufschlussreiche Äußerungen in Rot oder Blau hervorgehoben. Zusammenfassende Kommentare zu jeder Kommune befinden sich jeweils am Ende der 22 Antworten.

Hier finden Sie unsere komplette Zusammenstellung als PDF-Datei.

BÜNDNIS WINDPARK WINTERSTEIN GEGRÜNDET

Die Offenlegung des gemeinsamen Bebauungsplans Nr. 92 „Natur- und Erholungsgebiet Winterstein“ der Kommunen Friedberg, Ober-Mörlen, Rosbach und Wehrheim führte zur Gründung eines breiten Bürgerbündnisses, das sich für einen Windpark auf dem Winterstein einsetzt. Gegen den Entwurf des Bebauungsplans wurden von mehreren Organisationen grundlegende Einwände eingereicht, u.a. vom BUND Wetterau und Hochtaunus, vom Energiebildungsverein, vom Bürger*innen-Bündnis WIR, von Querstellen-Friedberg, und auch einzelne Parteien haben ihre Gegenargumente vorgebracht. „Aus Verantwortung für das Klima und zum Schutz des Waldes“ fordern wir die beteiligten Kommunen auf, ihre „Verhinderungsplanung“ aufzugeben und einen effektiven Ausbau des Windvorranggebietes voranzutreiben.

Banner Windpark Winterstein - Aus Verantwortung für das Klima

Seit vielen Jahren wurde das Thema Windenergie auf dem Winterstein diskutiert und rief stets die Gegner auf den Plan. Diese beriefen sich auf den Schutz des Waldes und der Tiere. Der Klimawandel und daraus entstehende Gefahren für das menschliche Überleben wurden lächerlich gemacht. Die Situation hat sich inzwischen geändert, denn die Klimakrise ist bereits für alle persönlich spürbar. Kinder und Jugendliche sowie die Mehrheit der Bevölkerung fordern, mehr zum Schutz des Klimas zu tun. Der Klimawandel hat bereits den Wald auf dem Wintersteingebiet erheblich zerstört und bedroht die dort lebende Tierwelt. Der beste Schutz für Klima, Natur und Mensch ist der Ausbau der CO2-freien Windenergie.

Das Land Hessen ist bestrebt, 2% der Landesfläche für die Nutzung von Windkraft bevorzugt auszuweisen, hat aber im Regierungsbezirk Darmstadt nur 1,4% erreicht. Das Gebiet des Wintersteins, als größte Fläche in der Wetterau und mit hohen Windgeschwindigkeiten, gehört dazu. Die Kommunen Friedberg, Rosbach, Ober-Mörlen und Wehrheim sind daher gefordert, einen Bebauungsplan so aufzustellen, dass im Sinne von Natur, Wald, erneuerbaren Energien, CO2-Einsparung, Bürger- und Kommunenbeteiligung möglichst eine optimale Nutzung des Wintersteingebietes erfolgt. Der vorgelegte Bebauungsplan ist jedoch ein einziges Desaster! Gerade einmal drei Windenergieanlagen sind vorgesehen, obwohl nach Expertenmeinung ca. 20 WEA möglich wären. Die Standorte wurden auch noch so ausgewählt, dass jegliche Weiternutzung des Wintersteingeländes verhindert wurde. Auch die weiteren illegalen Einschränkungen wie Höhenbegrenzung der Anlagen oder wettbewerbswiderrechtliche Technikvorgaben dienen der Verhinderung eines effektiven Windparks und werden vom Bündnis abgelehnt.

Die kommunale Blockadehaltung auf der einen Seite  und die zunehmenden Erfordernisse in Sachen Klima- und Waldschutz auf der anderen Seite, bringt viele Organisationen rund um das Wintersteingebiet zusammen, um sich für die Windkraft auf dem Winterstein als wesentlichen Teil der erneuerbaren Energien einzusetzen.

Das Bündnis Windpark Winterstein wird Einfluss darauf nehmen, dass schnellstmöglich ein großer und effektiver Windpark Winterstein errichtet wird. Dazu gehört auch, dass das Bündnis Windpark Winterstein die Bürgermeister/innen der vier Kommunen auffordert angesichts der vielfachen qualifizierten Einwendungen den rechtswidrigen Planentwurf zurückzuziehen und nicht noch mehr Steuergelder dafür zu verschwenden. Das Bündnis bietet an, dies auch in persönlichen Gesprächen den Bürgermeister/innen zu erläutern.

Das Bündnis will in Sachen Windkraft auch Einfluss auf die Landes- und Bundespolitik nehmen und bei den anstehenden Kommunalwahlen auf die seit Jahren in den „Winterstein-Kommunen“ verfehlte Klima- und Energiepolitik hinweisen. Wer weiterhin die notwendige C02-Reduzierung verhindert, ist angesichts der dramatischen Klimakrise nicht mehr wählbar. Selbstverständlich unterstützt das Bündnis auch die Fridays for future-Bewegung, auf deren letzten Demo in Friedberg wir bereits Flagge für den Windpark Winterstein zeigten. Klimaschützer*innen sind eingeladen, sich uns anzuschließen.

Friedberg, 25. Oktober 2020

Die Partner-Organisationen des „Bündnis Windpark Winterstein“:

  • BUND-Kreisverband Wetterau und Hochtaunus
  • BUND-Ortsverbände Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen
  • NABU-Kreisverband Wetterau
  • NABU-Ortsverband Ober-Mörlen
  • Fridays for Future Friedberg/Bad Nauheim und Hochtaunuskreis
  • Wetterau im Wandel
  • Energiebildungsverein e.V.
  • Sonnenstromverein Hessen e.V.
  • Verein So´ne Kraft Hochtaunus
  • Mittelhessische Energiegenossenschaft
  • Energiegenossenschaft pro regionale Energie e.G.
  • Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal e.G.
  • LaNEG (Landesnetzwerk der Energiegenossenschaften) Hessen e.V.
  • Bürger*innen-Bündnis WIR
  • Bündnis 90/Die Grünen Friedberg, Rosbach, Wehrheim, Butzbach
  • Bündnis 90/Die Grünen Wetteraukreis
  • Die Linke Friedberg
  • Die Linke Wetteraukreis
  • Querstellen-Friedberg

Stand: Januar 2021

Die Sprecher*innen des „Bündnis Windpark Winterstein“:

  • Dr. Werner Neumann (BUND Wetteraukreis)
  • Diethardt Stamm (Energiebildungsverein)
  • Laura Pfeifer (Fridays for Future Hochtaunuskreis)
  • Volkmar Heitmann (Wetterau im Wandel)
  • Klaus Kissel (Bürger*innen-Bündnis WIR)
  • Betina Quägber-Zehe (Die Grünen Rosbach)
  • Hans-Dieter Wagner (Querstellen-Friedberg)