Die Fukushima-Mahnwache am 12. März in Friedberg wurde vom Krieg gegen die Ukraine übeschattet, der tausendfach Tod und Leid über die Menschen bringt und Millionen zur Flucht zwingt. Aus Solidarität mit der Ukraine eröffneten wir die Kundgebung mit John Lennons Song „Give Peace a Chance“.
Dieser Krieg birgt auch die große Gefahr, dass wichtige Maßnahmen, z.B. beim Klimaschutz, aufgeschoben und bereits Erreichtes der letzten Jahrzehnte wieder zurückgedreht werden. Darum ging es sowohl in unserer Kundgebung als auch in vielen Gesprächen der ca. 50 Teilnehmenden.
Sowohl die Atomkatastrophe in Fukushima, die vor elf Jahren begann, als auch der Krieg in der Ukraine machen das Risiko der Atomkraft deutlich: In Fukushima mussten 200 000 Menschen ihre Häuser verlassen und noch auf lange Sicht müssen die geschmolzenen Reaktorkerne täglich mit rund 150 Tonnen Wasser gekühlt werden. Das kontaminierte Wasser wird in ca. 1000 Tanks gesammelt, teilgereinigt und soll, weil die Tanks voll sind, ab kommendem Jahr im Meer verklappt werden. Dies ist nur eines der vielen Probleme, das zeigt, dass die Katastrophe in Fukushima andauert, auch wenn nur noch selten darüber berichtet wird. Auch der Krieg in der Ukraine macht den Atomwahnsinn bewusst. Neben dem havarierten Reaktor in Tschernobyl gibt es in der Ukraine noch 15 weitere Atomkraftwerke, die über 50 % des ukrainischen Stroms erzeugen. Das größte Atomkraftwerk Europas steht mit sechs Blöcken in Saporischschja, in der Ost-Ukraine. Zum Zeitpunkt der Mahnwache waren Tschernobyl und Saporischschja bereits von Russland besetzt. Atomkraftwerke sind nicht für den Krieg konzipiert. Selbst wenn sie nicht direkt angegriffen werden, kann es schon unabsichtlich leicht zur Beschädigung der sensiblen Sicherheitsinfrastruktur kommen. Eine Unterbrechung der Stromversorgung bei Ausfall der Notkühlung kann z.B. schnell zur Kernschmelze führen. Krieg zwischen den ukrainischen Kernkraftwerken ist im doppelten Sinne „Russisches Roulette“.
Der zögerliche Ausbau der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren hat Deutschland in die Abhängigkeit eines größenwahnsinnigen Despoten geführt. Die drohende Versorgungskrise verhindert nicht nur ein konsequentes Handeln gegenüber Putin, sondern gibt absurderweise sogar noch denen Auftrieb, die schon lange eine Renaissance von Atom, Kohle und Gas anstreben. Auf der Mahnwache wurde deshalb deutlich gemacht, dass Atomkraft keinen Ausweg aus der Klimakatastrophe bietet, weil viel zu viele Kraftwerke gebraucht würden, es viel zu lange dauern würde, viel zu teuer und zu gefährlich wäre. Auch die angeblich so tollen, smarten Atom-Reaktoren der 4. Generation helfen nicht weiter, denn sie existieren meist nur auf dem Papier oder in Laborversuchen.
Klimakatastrophe und ein höheres Maß an Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten erfordern zwingend den rascheren Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Technik ist vorhanden, das ist effektiv und kann schnell gehen. Daran muss mit Nachdruck gearbeitet werden. Statt 100 Milliarden in die Aufrüstung zu stecken, müssen 100 Milliarden in die Erneuerbaren investiert werden. Das ist gut fürs Klima und die Energiesicherheit!
Als Gastredner erläuterte Markus Fenske, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Friedberg, den Stand der Entwicklung beim Windpark Winterstein. Er stellte die Notwendigkeit des Windparks als Teil der Energiewende heraus, machte aber auch deutlich, dass der Windpark kein Selbstläufer wird, sondern noch viel Engagement erfordert, auch wenn jetzt ein Grundsatzbeschluss gefasst wurde. Er forderte daher die Bürgermeister und Bürger*innen rund um den Winterstein auf, für den Windpark zu kämpfen.
Jochen Stay, dem Gründer von .ausgestrahlt, der im Januar allzu früh verstarb, wurde mit einem Lied gedacht, das der Liedermacher Gerd Schinkel für ihn geschrieben hat. Jochen wird allen in Erinnerung bleiben und dazu anspornen, in seinem Sinne aktiv zu bleiben.
Gerd Schinkel, Epitaph für Jochen Stay:
"Die Sonne hat noch nicht ausgestrahlt,
der Wind sich längst nicht gedreht.
Der Kampf gegen Atomwahnsinn
in deinem Sinn weitergeht."