Auch am 4. April fanden in Friedberg und in Bad Nauheim wieder Mahnwachen für Japan und ein Montagsspaziergang gegen Atomkraft statt. Die anhaltend hohe Zahl an Teilnehmer/innen zeigt, wie stark die Ereignisse in Japan und der Ausstieg aus der Atomenergie die Bevölkerung bewegt. Hans C. Schneider trug in Friedberg drei Gedichte vor, die er bereits vor 25 Jahren unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe geschrieben hatte. Sie sind heute genauso aktuell wie damals und gingen den Teilnehmer/innen unter die Haut. Ein Beispiel:
Brot und Wein (ein Liebesgedicht):
komm ich gebe dir mein Jod
meinen Geigerzähler kannst du haben
nimm das letzte Stück vom unverstrahlten
Brot und teil mit mir den roten
Wein aus den gesunden Jahren
und wenn es noch brauchbar
nimm mein Knochenmark
Der Friedberger Montagsspaziergang führte zum Eingang des OVAG-Gebäudes, wo das lokale Energieunternehmen an seine Verantwortung für den Atomausstieg erinnert wurde. Ricardo Herbst kritisierte in seiner Ansprache, dass die Bundesregierung die Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien zurückgefahren hat und damit die Investition in erneuerbare Energien uninteressant macht. Hier müsse wieder eine Korrektur erfolgen. Auch das Engagement der OVAG für erneuerbare Energien sei nicht ausreichend. „Die OVAG muss von einem Verteiler von Atomstrom zu einem Produzenten von erneuerbarer Energie werden.“, sagte Herbst.
Das Aktionsbündnis hat sich für die Zukunft vorgenommen, die Energiepolitik der OVAG kritisch zu beobachten. Die Unterstützung eines kleinen, lokalen Energieunternehmens kann durchaus sinnvoll sein, wenn dieses Unternehmen die Weichen in Richtung erneuerbarer Energien stellt. Andererseits ist auch heute schon für jeden der sofortige Wechsel auf zertifizierten Ökostrom problemlos möglich. EWS Schönau GmbH, Greenpeace Energy eG, LichtBlick GmbH und Naturstrom AG sind empfehlenswerte Ökostromanbieter, zu denen viele Atomkraftgegner/innen wechseln. Die OVAG sollte unserer Meinung nach alles tun, um ihre umweltbewussten Kunden/innen zu halten und die Wetterau in Richtung erneuerbare Energien voranzubringen.
Wir weisen an dieser Stelle nochmals darauf hin, dass die Mahnwachen sowohl in Friedberg als auch in Bad Nauheim bis Ostern fortgeführt werden (vgl. Kasten rechts). Leider wurden in der Presse dazu teilweise falsche Informationen verbreitet.
Durchaus zutreffend berichtete die WZ aber, dass einige Atomkraftgegner/innen am Mittwoch Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) in Friedberg begrüßten und ihr zur Eröffnung der Aktion „Sauberhaftes Hessen 2011“ ein Blumenkörbchen mit unseren Blumen der erneuerbaren Energien überreichten. Da diese Veranstaltung als „Deutschlands größte Umweltkampagne“ angekündigt war, wollten offenbar einige Anti-Atomkraft-Aktivisten Frau Puttrich „tatkräftig unterstützen“, was offenbar auch gut gelang. Sie schwangen ihre Anti-Atom-Besen und Fahnen und präsentierten Plakate, auf denen unter anderem stand: „Für ein sauberhaftes Hessen – den Atomdreck nicht vergessen!“ Fotos zur Mahnwache und zum Besuch von Frau Puttrich in Friedberg finden Sie wie immer unter FOTOS.