Windkraft, Photovoltaik und Biogas sind die wesentlichen Bestandteile für den Energiemix der Zukunft. Die Gemeinde Morbach im Hunsrück hatte das bereits vor der Atomkatastrophe in Fukushima verstanden und machte sich daher bereits im Jahr 2001 auf den Weg in eine atomstromfreie Zukunft. Das Friedberger Aktionsbündnis und einige Gäste informierten sich am 2. September vor Ort über das Energiekonzept der Hunsrückgemeinde:
In nur wenigen Jahren ist auf einem 145 ha großen Gelände, auf dem sich zuvor ein Munitionsdepot der US-Luftstreitkräfte befand, eine beeindruckende „Energielandschaft“ entstanden. 14 Windkraftanlagen mit je 2 MW-Nennleistung produzieren jährlich rund 50 Mio. KWh sauberen Strom, mit dem ca. 15.000 Haushalte versorgt werden können. Die meisten dieser Anlagen werden von Investorengruppen betrieben, die für das Gelände an die Gemeinde Pachtgebühr bezahlen. Eine Anlage wurde auch als Bürgerwindrad von den Bürgern der Gemeinde Morbach selbst finanziert.
Auf dem Gelände sind außerdem ca. 10.000 qm Photovoltaikmodule installiert, die zusätzlich rund 1 Mio. KWh Strom im Jahr produzieren. Besonders interessant ist auch ein Testfeld, auf dem unter identischen Bedingungen unterschiedliche Photovoltaikmodule verglichen werden. Neben Siliziummodulen sind so z.B. auch Dünnschichtmodule aus Kadmiumtellurit im Einsatz, die preiswerter und mit weniger Energieeinsatz herzustellen sind. Auf diese Weise kann untersucht werden, welche Module langfristig die höchste „Energieernte“ einfahren und sich als besonders nachhaltig bewähren.
Im Jahr 2006 ging zusätzlich eine Biogasanlage ans Netz, die mit Grünpflanzen und Grünabfällen aus der Region betrieben wird und deren Abwärme gleichzeitig die Holzspäne einer benachbarten Holzpellet-Fabrik trocknet. Durch diese geschickte Kombination lässt sich eine hohe Energieausbeute erzielen.
Das Konversionsgelände erwies sich dafür als besonderer Glücksfall. Aufgrund der militärischen Nutzung war der Bergrücken dicht mit Lagerplätzen für Bomben, Splitterwällen und zahlreichen Straßen bebaut und für andere Nutzungen kaum zu verwenden. Aufgrund der günstigen Windverhältnisse, seiner Siedlungsferne und der Südausrichtung zahlreicher Straßen und Wallanlagen war das Gelände zur Errichtung von Photovoltaik- und Windkraftanlagen geradezu ideal. Durch den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden und die Konzentration verschiedener Formen erneuerbarer Energiegewinnung an einem Ort können Synergieeffekte genutzt werden. Auch einer planlosen „Verspargelung“ der Landschaft mit Windrädern wurde so entgegen gewirkt. Mit dem Slogan „Aus der Region für die Region“ wirbt die Gemeinde Morbach für eine dezentrale Energieproduktion und für eine regionale Wertschöpfung. Energie soll möglichst dort produziert werden, wo sie gebraucht wird, und die Menschen in der Region sollen davon unmittelbar profitieren. Das Friedberger Aktionsbündnis wünscht sich, dass sich auch in der Wetterau – gerne auch über ihre Grenzen hinaus – Kommunen zusammenschließen und gemeinsame „Energielandschaften“ errichten.
Die Gemeinde Morbach im Hunsrück hat bewiesen, dass die Energiewende mit einer dezentralen Energiegewinnung und zum Nutzen der Region möglich ist.
Fotos vom Besuch der Energielandschaft finden Sie unter Bilder.