Fahrrad-Großdemonstration gegen den Ausbau der A 5

Tausende Radler*innen kamen am 29. September 2024 zur ersten Großdemo gegen den zehnspurigen Ausbau der A5 nach Frankfurt. Der Mainkai am Eisernen Steg war so weit man schauen konnte mit Fahrrädern gefüllt und das Bündnis Stopp A 5-Ausbau war über diesen Protestauftakt hoch erfreut. Rund 60 Organisationen hatten zur Demo gegen den zehnspurigen Ausbau der A 5 zwischen Friedberg und dem Frankfurter Kreuz aufgerufen.

Tausende RadlerInnen am Mainkai in Frankfurt
Tausende RadlerInnen am Mainkai in Frankfurt

Alle Redner*innen betonten immer wieder die Absurdität des Megaprojektes. In Zeiten der sich beschleunigenden Klimakrise sei der Ausbau unverantwortlich und widerspreche jeglicher Vernunft. Die damit einhergehende Umweltzerstörung und der Verlust an Biodiversität seien in unserer Zeit nicht mehr hinnehmbar. Eine so gigantische Autobahn – es wäre die größte in ganz Deutschland – ziehe „wie ein Staubsauger“ nur weiteren Autoverkehr an, den die Stadt Frankfurt gar nicht mehr aufnehmen könne. Der Pendelverkehr mit dem Auto müsse dagegen abgebaut und stärker auf den ÖPNV verlagert werden.

Nur langsam geht es durch die Frankfurter Innenstadt
Nur langsam geht es durch die Innenstadt

Nur so könne auch der Verkehrssektor seinen Beitrag  zur CO2-Reduktion leisten und die seit Jahren verfehlten Klimaziele erreichen. Die Bevorzugung des Autos müsse endlich beendet werden. Es könne nicht sein, dass ein Zuschuss von 1,5 Milliarden für das Deutschlandticket zu viel sei, aber 3,1 bis 5,5 Milliarden für das Dienstwagenprivileg unhinterfragt akzeptiert würden. Sprecher*innen forderten immer wieder, das Geld für den Ausbau der A 5 besser in die Sanierung maroder Brücken und vorhandener Straßen und in den Ausbau von Bahn und Fahrradwegen zu investieren.

Stau auf der Autobahn

Gefordert wurde: „Keinen Euro für neue Autobahnen, bevor nicht alle Brücken saniert sind und alle Züge pünktlich fahren!“

Aufgrund der großen Zahl an Fahrrädern ging es in der Frankfurter Innenstadt oft nur schiebend voran. Da die Demonstrationsroute über die A 5 vom Verwaltungsgerichtshof aus Sicherheitsgründen untersagt worden war, musste man als Alternativroute mit der A 648 bis zum Frankfurter Westkreuz vorliebnehmen. Aber selbst da kam es – wie bekanntlich auf Autobahnen häufiger – immer wieder zu Staus.

Kollektiv Kunstfreiheit sorgt für den richtigen Rave

Das Kollektiv Kunstfreiheit sorgte jedoch auch in diesen Situationen mit seinem Techno-Fahrrad und den rollenden Lautsprecherboxen für gute Stimmung unter den Teilnehmenden. Vom Westkreuz ging es schließlich wieder zurück zur Bockenheimer Warte, wo die Abschlusskundgebung stattfand.

Autobahnende – Ausbau nicht mit uns!

Verkehrsminister Wissing (FDP), die Hessische Landesregierung und alle, die mit dem zehnspurigen A 5-Ausbau liebäugeln, können sich – falls sie nicht doch noch zur Vernunft kommen – schon einmal auf massiven Widerstand einstellen.

Die 1. Fahrrad-Großdemo zeigt, dass sehr viele Menschen in Frankfurt und weit darüber hinaus dieses anachronistische Monsterprojekt nicht hinnehmen werden. Sollte die Planung des A 5-Ausbaus weiter vorangetrieben werden, bahnt sich hier nach Atomkraft, Hambi und Lützerath der nächste gesellschaftliche Großkonflikt an.

A 5-Ausbau stoppen – Verkehrswende jetzt!

Keine 10-spurige A5 von Friedberg nach Frankfurt! – Raddemo am 29. September!

Der geplante Ausbau der A5 auf 10 Spuren ist ein anachronistisches Monsterprojekt. Es widerspricht allen Erkenntnissen und Notwendigkeiten aktueller Mobilitätskonzepte. Es ist vollkommen widersinnig, die A5 zur breitesten Autobahn Deutschlands auszubauen, während man gerade dabei ist, die S-Bahnlinie von Friedberg nach Frankfurt zu ertüchtigen. Das konterkariert alle Bemühungen, die Menschen für den öffentlichen Nahverkehr und ein umweltschonendes Mobilitätsverhalten zu gewinnen. Der geplante Ausbau der A 5 ist eine Kampfansage der FDP gegen die Mobilitätswende und den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter. Mit einer solchen Verkehrspolitik schädigen Minister Wissing und die Hessische Landesregierung Klima, Umwelt und Menschen in der Region und weit darüber hinaus. Während fast überall auf der Welt der Autoverkehr in Städten reduziert wird, versucht Porschefahrer Lindner wieder einmal das Rad der Geschichte zugunsten derer zurückzudrehen, für deren Interessen er sich schon immer stark macht.  Mit ihrer rückwärtsgewandten Kampagne für das Auto biedert sich die FDP in populistischer Weise der AfD und dem wachsenden rechten Lager in der Republik an, in der verzweifelten Hoffnung, auf diese Weise noch ihren politischen Untergang aufhalten zu können. Ihr dreister Angriff soll die Verkehrswende ausbremsen und alle fortschrittlichen Kräfte, die sich für eine zukunftsfähige Mobilitätspolitik einsetzen, in einen Abwehrkampf zwingen. Diese Methode, die von der Atomkraft, dem Klimaschutz, der Wärmewende und vielen anderen gesellschaftlichen Konflikten bekannt ist, soll die Gesellschaft weiter spalten. Exzessiver Autobahnausbau, Flatrate-Parken, Verschlechterungen für Radfahrer und Fußgänger sind mit uns nicht zu machen!

Zukunftsorientierte, menschen- und umweltfreundliche Mobilitätspolitik bedeutet u.a.:

  • Öffentliche Verkehrsmittel fördern und nicht den fossilen Individualverkehr.
  • Vorhandene finanzielle Mittel auch in den Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum stecken, um den Menschen eine komfortable Mobilitätsalternative zum Auto zu bieten.
  • In den Städten mehr Platz für Menschen schaffen und nicht für mehr und immer größere Autos. Mehr Platz zum Leben, weniger Parklätze für Blechkarossen!
  • Umweltschonendes, gesundheitsförderndes Fahrradfahren ermöglichen und nicht einschränken.
  • Die Aufenthaltsqualität für die Menschen in Städten und Ortschaften erhöhen, denn nur so lässt sich dem Internethandel etwas entgegensetzen.
  • Ein bezahlbares Deutschlandticket muss beibehalten bleiben. Dieselsubventionen und Dienstwagenprivileg dürfen dagegen gerne abgeschafft werden.
  • Eine Tempobegrenzung von 120 km/h auf Autobahnen reduziert den CO2-Ausstoß, verringert die Unfallgefahr und führt gleichzeitig zu flüssigem und entspanntem Fahren. Probieren Sie es aus!

(Den Autoaufkleber gibt es auf Anfrage. Wer Mitfahrende zur Raddemo sucht, darf sich ebenfalls gerne melden.)

Die verkehrspolitische Rückwärtsrolle alla FDP ist nicht hinnehmbar. Setzen wir uns weiter für eine lebenswerte Welt und eine menschenfreundliche und umweltschonende Mobilitätswende ein. Die Fahrraddemo am 29. September kann ein guter Auftakt dafür sein. Sie startet um 14 Uhr am Untermainkai. Weitere Informationen gibt es hier als PDF und auf www.stoppa5ausbau.de.

1,45 Grad und es wird noch heißer …

2023 war das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen. Die Weltwetterorganisation (WMO) gab bekannt, dass die weltweite Jahresdurchschnittstemperatur inzwischen bereits 1,45 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Viele andere Klimaforscher bestätigen, dass die 1,5-Grad-Grenze schon fast erreicht ist. Auch in Deutschland wurde 2023 mit 10,6 Grad die höchste jemals ermittelte Jahresdurchschnittstemperatur erreicht. Die Farbbalken auf der grafischen Darstellung von Ed Hawkins färben sich inzwischen dunkelrot und es ist zu befürchten, dass das Jahr 2024 noch heißer wird.
UN-Generalsekretär Guterres sagt: „Das Jahr 2023 war nur ein Vorgeschmack auf die katastrophale Zukunft, die uns erwartet, wenn wir jetzt nicht handeln.“
Mit dem Handeln sieht es aber gerade nicht besonders gut aus. Multiple Krisen und weltweite Kriege überfordern die Staaten und lassen die Klimakatastrophe in den Hintergrund rücken. Es fehlt an Geld, Kraft und Wille, die Klimakrise mit der erforderlichen Intensität zu bekämpfen. Eher hilflos versucht man die zahlreichen Hochwasser, Waldbrände und Stürme einzudämmen. Fatalistisches Schulterzucken, Mutlosigkeit und Resignation in Klimabelangen machen sich breit. In Bundes- und Landesregierung verliert der Klimaschutz an Bedeutung. Aus Angst vor der Bevölkerung und rechten und konservativen Parteien schrecken die Regierenden vor beherzten Maßnahmen zurück. Man mag sich nicht vorstellen, was erst geschieht, wenn rechte und konservative Parteien in der Gesellschaft und bei den bevorstehenden Wahlen weiter an Boden gewinnen.

1,45 Grad kein Ventilator …

Foto-Wanderausstellung Klimabewegungen

Die Fotoausstellung KLIMABEWEGUNGEN von TIM WAGNER wurde 2023 bundesweit bereits an sieben Orten gezeigt. In unserer Region z.B. in Frankfurt auf der Sommerwerft und gerade in Marburg an der Waggonhalle. Die Ausstellung präsentiert auf großformatigen Leinwänden 56 Fotos von den vier großen Klima-Protestbewegungen der vergangenen Jahre.

ENDE GELÄNDE besetzte seit 2015 in spektakulären Massenaktionen Braunkohlegruben. In weißen Maleranzügen, mit Staubmasken und Strohsäcken ausgestattet, drangen große Menschengruppen, die als „Finger“ bezeichnen werden, in die Braunkohlegruben der Lausitz oder des Rheinlandes ein und legten vorübergehend die Kohleinfrastruktur lahm. Auf diese medienwirksame Weise brachten sie den notwendigen Kohleausstieg ins öffentliche Bewusstsein und auf die politische Agenda.

Mit Baumhaussiedlungen im HAMBACHER FORST widersetzten sich Aktivist*innen ebenfalls über viele Jahre beharrlich der Ausweitung des Braunkohleabbaus und der Zerstörung des alten Waldes. Trotz der sinnlosen Räumungsaktion von NRW-Regierung, RWE und Polizei im Jahr 2018 – bei der der Journalist Steffen Meyn ums Leben kam – gelang es den Aktivist*innen die Rodung und Ausweitung des Kohleabbaus zu stoppen.

In LÜTZERATH, einem kleinen Dorf am Rande von Garzweiler II im Rheinland, kulminierte Anfang 2023 der Widerstand gegen die weitere Vernichtung von Dörfern für den Kohleabbau und das Aufgeben der vereinbarten Klimaziele. Wird die Kohle unter Lützerath verbrannt, wird die 1,5°-Grenze nicht mehr einzuhalten sein. Aufgrund einer äußerst fragwürden Vereinbarung zwischen Bundeswirtschaftsministerium, NRW und RWE wurde Lützerath im Januar 2023 geräumt und abgebaggert.

Der DANNENRÖDER WALD steht für den Protest und Widerstand gegen den Autobahnausbau und den Kampf um die Verkehrswende. Auch wenn dieser Kampf nicht gewonnen werden konnte, wird er die nächsten Jahre stark bestimmen, was sich an den aktuellen Aktionen der Letzten Generation zeigt.  Die beeindruckend starken Fotos der Ausstellung geben auch Nichtbeteiligten eine Vorstellung von diesen vielseitigen Klimaprotesten, die an den gesellschaftlichen Konfliktlinien der Gegenwart stattfanden. Auch Querstellen-Friedberg hat auf dieser Website mehrfach versucht, darüber zu berichten.

Dr. Michael Kopatz, Umweltwissenschaftler und Dezernent für Klimastrukturwandel, Bauen und Mobilität in Marburg, hat in der Eröffnungssrede der Ausstellung in Marburg erfreulich klare Worte gefunden. Ein kurzer Auszug sei hier wiedergegeben:
„Entscheidend, damit die Dinge in Gang kommen, ist politisches Engagement. Ohne den Druck von den Bürgerinnen und Bürgern gibt es selten Veränderungen. Das kann man sehr gut erkennen und deswegen ist die Ausstellung in meinen Augen so wichtig. Das kann man z.B. bei der Energiewende erkennen. Wo hat sie denn ihren Anfang genommen? Bei der Anti-AKW-Bewegung in Wackersdorf und anderswo! Weil man Alternativen aufzeigen wollte, haben lange belächelte Nerds Photovoltaik und Windkraft ausprobiert.  Nach und nach ist diese Transformation in den politischen Alltag eingewandert. Der Anfang war der Widerstand!

Auch der Kohleausstiegs-fahrplan wurde maßgeblich beeinflusst durch den Widerstand und die Proteste von den Bürgerinnen und Bürgern. Auch das Ende des Verbrennerautos und das Straßenbaumoratorium, all das geschah nur durch das Engagement der Menschen und den Druck von der Straße. Leider drücken sich Politikerinnen und Politiker gerne vor unbequemen Entscheidungen. (…)

So gesehen ist diese Ausstellung ein Appell, die Reformer zu unterstützen.
Die Reformer einer Politik können es leichter durchsetzen, wenn es Druck von der Straße gibt. (…)
Und manchmal ist auch Widerstand notwendig. Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Widerstand gegen den Exzess. Widerstand gegen das ‚Immer mehr‘.

Wir brauchen auch Widerstand gegen die Gleichgültigkeit, Widerstand gegen die Dummheit. Und Widerstand dagegen, leichthin zu sagen: ‚Ist doch egal, es kommt doch auf mich nicht an.‘
Denn nichts ist egal. Nur auf euch kommt es an!“

Habeck erklärt die Welt

Unsere illustrierte Satirebeilage zur Aufmunterung in düsteren Zeiten:

„Ich bin nicht unzufrieden, wie das mit dem Ausbau der Erneuerbaren gerade läuft. Noch nicht zufrieden, das ist alles noch ein zartes Pflänzchen, und wir kommen hier wirklich aus dem Tal der Tränen. Aber die sind getrocknet, und ein erstes zartes Lächeln kann man sich schon zutrauen.“ (Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck)

Fortsetzung Robert Habeck: „Wir sind noch lange nicht durch. Aber wir haben große Gesetze gemacht, etliche große und kleine Stellschrauben gedreht, … überall haben wir Bremsen gelöst.“

Edle Tropfen vom Energiepark Mainz

Die rheinlandpfälzische Landeshauptstadt Mainz ist weithin für ihre Wein- und Sektkeltereien bekannt. Da ist es nur naheliegend, dass dort auch Wasserstoff, der „Champagner unter den Energieträgern“ (Claudia Kemfert),  hergestellt wird. Querstellen-Friedberg besuchte Anfang Oktober 2022 die Produktionsanlage im Energiepark Mainz,  um sich über die Herstellung von Wasserstoff zu informieren.

Besichtigung des Energieparks Mainz, links ein Wasserstofftank
Während der Besichtigung des Energieparks Mainz. Links einer der Wasserstofftanks.

Seit 2015 betreiben die Mainzer Stadtwerke in Kooperation mit der Linde Group in Mainz-Hechtsheim eine Anlage zur Produktion von Wasserstoff. Drei Elektrolyseure der Firma Siemens mit einer Spitzenleistung von je 2 MW, sind dort installiert, die im Dauerbetrieb zusammen 4 MW Strom aufnehmen und damit Wasserstoff produzieren können. Es handelt sich um eine der ersten Anlagen dieser Art in Deutschland, die zeigt, dass die Wasserstoffherstellung auch in größerem Umfang funktioniert und flexibel eingesetzt werden kann. Rund 17 Mio. € wurden dafür in den Energiepark investiert.

Elektrolyseur und Wasserstofftankstelle im Energiepark Mainz
Links einer der drei Elektrolyseure, rechts die vollautomatische Wasserstofftankstelle

Der Strom für die Elektrolyse kommt aus dem Mittelspannungsnetz der Mainzer Stadtwerke und auch von Windrädern aus dem angeschlossenen Windpark. Strom wird angekauft, wenn er an der Börse günstig ist, d.h. wenn ein Überschuss an Energie vorhanden ist. Als wir zu Gast waren, lief die Produktion leider nicht, denn aktuell ist die Anlage noch nicht ausgelastet.

Im Mainzer Energiepark wurden erstmals viele innovative Techniken bei der Elektrolyse, der Verdichtung des Wasserstoffs, der Speicherung in den Tanks, der Einspeisung ins Erdgasnetz, bei Betankung und Transport eingesetzt und für die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Wasserstoff optimiert. Die Anlage bietet die Möglichkeit, überschüssigen Windstrom in Wasserstoff umzuwandeln und zu speichern. Bis zu 10 % Wasserstoff können auch ins Erdgasnetz eingespeist werden und so den Anteil von fossilem Erdgas etwas verringern. Diese geschieht bereits beim Erdgasnetz des Mainzer Stadtteils Ebersheim.

In einer nachträglichen, internen Diskussion unter den Teilnehmer:innen, bei der es leider keinen Champagner, sondern lediglich Kaffee gab, wurde weiter über den Nutzen von Wasserstoff diskutiert. Ob Wasserstoff klimaneutral ist, hängt von seiner Herstellung ab. Bei der Herstellung von grauem Wasserstoff aus Erdgas, Schweröl oder Kohle wird noch mehr CO2 freigesetzt als bei direkter Verbrennung. Die Teilnehmenden waren sich deshalb darin einig, dass lediglich grüner Wasserstoff aus erneuerbarer Energie klimaneutral und damit akzeptabel ist. Dafür müssen jedoch große Mengen überschüssiger Strom aus erneuerbarer Energie zur Verfügung stehen, die zurzeit noch fehlt. Wird – wie wohl auch häufig in Mainz – der normale Strommix aus dem Stromnetz bei der Elektrolyse eingesetzt, ist die Wasserstoffproduktion allerdings noch klimaschädlich. Wasserstoff ist keinesfalls der alleinige Retter aus der Energienot. Denn auch das „Effizienzproblem“ von Wasserstoff bei der gesamten Umwandlungskette muss im Auge behalten werden: Bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff, bei Speicherung und Transport und einer späteren Rückumwandlung in einer Brennstoffzelle zu Strom gehen insgesamt rund 2/3 der eingesetzten Primärenergie „verloren“. Die direkte Nutzung von Strom oder seine Speicherung in Batterien ist daher in vielen Fällen sinnvoller. Dies gilt auf jeden Fall beim Individualverkehr. Beim Energiemix der Zukunft wird Wasserstoff aber sicher eine gewisse Rolle spielen. Er wird z.B. als Brennstoff für den Schwerlastverkehr, für Schiffe oder Flugzeuge dienen, er wird bei energieintensiven Industriezweigen (z.B. Stahlproduktion oder chemische Industrie) die fossilen Brennstoffe ersetzen und auch als zukünftiger Langzeitspeicher für die erneuerbaren Energien dienen. Um die Energierevolution jedoch voranzutreiben und Klimaneutralität zu erreichen, ist der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren sicher vorrangig.

Mahnwache für Klima und Natur, Samstag, 4. Sept., 10-13 Uhr, Elvis-Presley-Platz Friedberg

Die Klimakatastrophe ist ohne Zweifel das größte Problem unserer Zeit und die größte Herausforderung für die kommende Bundesregierung. Der Weltklimarat (IPCC) hat die Dramatik der Lage unmissverständlich klargemacht. Es wurde in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig unternommen, um den Klimaveränderungen zu begegnen. Die weltweite Durchschnittstemperatur steigt noch schneller als vorhergesehen. Trockenheit, Feuersbrünste, Starkregen und Überschwemmungen mit vielen Toten und großen Verwüstungen nehmen zu und bedrohen sogar uns in Deutschland immer stärker. In der nächsten Wahlperiode müssen die Weichen für die Einhaltung des 1,5°-Ziels gestellt werden, sonst wird es zu spät sein, denn sich gegenseitig verstärkende Faktoren drohen zu einer nicht mehr zu stoppenden Kettenreaktion zu führen. Nur bei sehr entschlossenem und konsequentem Handeln besteht noch die Chance, die Klimakatastrophe wenigstens einzudämmen. Querstellen will am kommenden Samstag, dem 4. September, zwischen 10 und 13 Uhr am südlichen Ende des Elvis-Presley-Platzes mit einer Mahnwache an diese Aufgabe erinnern.

Bündnis Windpark Winterstein

Plakat Windpark Winterstein

Am 25. September meldete sich FRIDAYS FOR FUTURE mit einem Globalen Klimastreik aus dem Corona-Lockdown zurück. Auch in Friedberg ging ein langer Demonstrationszug – unter Einhaltung von Corona-Auflagen – vom Bahnhof, durch die gesamte Innenstadt, bis zur Seewiese, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Die Redebeiträge, z.B. von Eva Parbel und Camilla Czempin von den FFF-Gruppen Friedberg/Bad Nauheim, zeigten einerseits die Enttäuschung der Aktiven über die bisher getroffenen Klimamaßnahmen der Bundesregierung, aber auch den ungebrochenen Willen, weiter für die Zukunft der jungen Generation und mehr Klimagerechtigkeit zu kämpfen.

Aber nicht nur von der Bundesregierung wurde mehr Klimaschutz verlangt, sondern auch die Politiker*innen vor Ort wurden aufgefordert, sich intensiver für Klimaneutralität und den Umstieg auf erneuerbare Energien einzusetzen.

Aus Protest gegen den Entwurf des Bebauungsplans Winterstein, den die Kommunen Friedberg, Rosbach, Wehrheim und Ober-Mörlen unlängst offengelegt hatten (vgl. unseren Beitrag „Wieder Windkraft-Blockade am Winterstein!“), trafen sich Anfang September zahlreiche Gruppen aus der Region und vereinbarten, sich in Zukunft gemeinsam für einen effizienten  Windpark auf dem Wintersteinkamm einzusetzen. Nach bisherigem Stand unterstützen das Bündnis Windpark Winterstein: Die BUND Kreisverbände Wetterau und Hochtaunus, einschließlich mehrerer Ortsgruppen, Fridays For Future Friedberg/Bad Nauheim, Energiebildungsverein e.V.,  Mittelhessische Energiegenossenschaft, So’ne Kraft Hochtaunus e.V., Bürger*innen-Bündnis WIR, Wetterau im Wandel und natürlich Querstellen-Friedberg. Auch die politischen Parteien DIE GRÜNEN und DIE LINKE teilen die Ziele des Bündnisses.

Stellvertretend für das Bündnis begründete Diethardt Stamm vom Energiebildungsverein e.V. die Ablehnung des Bebauungsplans hinsichtlich seiner Festlegungen zur Windkraft und erläuterte die Dringlichkeit eines Windparks auf dem Winterstein, der auch das Thema auf zahlreichen Plakaten der Demonstrationsteilnehmer*innen war (s. Abbildung). Aufgrund der Größe des Windvorranggebietes auf dem Winterstein – es ist mit 414 ha das größte in ganz Südhessen – könnten nach konservativer Berechnung immerhin um die 23  Windenergieanlagen errichtet werden. Die im Bebauungsplan vorgesehenen 3 Anlagen wirkten auf Stamm zunächst wie ein „Tippfehler, bei dem die 2 vor der 3 vergessen wurde“. Bei der weiteren Lektüre des B-Plans wurde Stamm jedoch schnell klar, dass es darin nicht um die Förderung der Windkraft geht, sondern um deren Verhinderung. Zahlreiche, willkürliche Einschränkungen behindern die Errichtung eines Windparks: Das Vorschreiben getriebeloser Windräder verstößt z.B. gegen das Wettbewerbsrecht, da nur ein einziger Hersteller in Deutschland solche Windräder baut, andere Wettbewerbe würden so ausgeschlossen. Die Festlegung auf eine Nabenhöhe von 145 m ist ebenfalls  zurückzuweisen, weil dadurch ohne Not der Energieertrag und auch der Vogelschutz verringert werden. Dazu kommen auch noch zahlreiche Rechenfehler bei der Erstellung des B-Plans, weshalb Stamm den Entwurf insgesamt als „eine Katastrophe hoch fünf“ bezeichnete.

Angesichts der dramatischen Klimakrise – die inzwischen auch leicht am Waldsterben auf dem Winterstein sichtbar wird – muss die Windenergie massiv ausgebaut werden, um durch konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energie einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Auch BUND-Sprecher Werner Neumann betonte in seiner Rede die Notwendigkeit, in der Wetterau und hessenweit die Windenergie auszubauen. Das Bündnis Windpark Winterstein wird sich weiterhin für das Klima und CO2-neutrale Energiegewinnung und den WINDPARK WINTERSTEIN einsetzen.

Klimastreik am 29. November 2019

Klimastreik 29. November 2019 FriedbergNoch vor Weihnachten wollen Bundestag und Bundesrat abschließend  über das völlig unzureichende Klimaschutzgesetz entscheiden. An einigen Stellen wirkt dieses Gesetz eher wie ein Klimaschutz-Verhinderungs-Gesetz.
Es darf in der vorliegenden Form nicht beschlossen werden, denn seine Mängel lassen sich danach kaum noch korrigieren.
Der zur Erreichung der Klimaziele zwingend erforderliche Kohleausstieg wird unnötig verzögert und die letzten Kraftwerke sollen noch bis 2038 laufen dürfen.

Der Kohleausstieg muss aber jetzt sofort beginnen und bis 2030 beendet sein, wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel nicht verlieren wollen. Aktuell sind weder Deutschland noch ein anderer G20-Staat auf dem in Paris beschlossenen 1,5°-Kurs.

Durch die starre Abstandsregelung für Windkraftanlagen werden der Ausbau der Windkraft und damit die Energiewende insgesamt abgewürgt. Denn wenn bei Siedlungen mit mehr als fünf Häusern ein Mindestabstand von 1 km eingehalten werden muss, können im dicht besiedelten Deutschland kaum noch Windkraftanlagen gebaut werden.
Einige Bundesländer, z.B. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg wollen deshalb im Bundesrat noch Verbesserungen beim CO2-Preis, der Abstandsregelung oder der Finanzierung erreichen. Wir sollten sie in ihrem Bemühen unterstützen, klimafeindliche Elemente des Gesetzes noch zu korrigieren, bevor sie auf lange Zeit festgeschrieben werden.
Aus diesem Grund ruft Querstellen-Friedberg mit vielen anderen Organisationen dazu auf, den Internationalen Klimastreik von „Fridays for Future“ am 29. November zu unterstützen. Allein in Deutschland sind über 400 Streiks angekündigt.
In Friedberg beginnt die Demonstration um 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz.
Lassen wir die jungen Menschen nicht allein, sondern unterstützen wir sie nach Kräften in ihrem Engagement für das Klima. Bei der letzten Demonstration beteiligten sich in Friedberg über 2000 Menschen, bundesweit waren es 1,4  Millionen. Vielleicht lassen sich die Zahlen ja trotz der ungünstigen Jahreszeit noch steigern? Wir wollen den Politikern im Bundesrat und Bundestag deutlich signalisieren, dass mehr Einsatz für das Klima notwendig ist. Die weltweiten Klimastreiks sind auch als Unterstützung für die in Madrid stattfindende Klimakonferenz gedacht.

Novemberkino KLIMA, KOHLE & ATOM

Querstellen-Friedberg zeigt gemeinsam mit weiteren Gruppen der Region (s. Logos Flyer) an drei Freitagen im November aktuelle Kinofilme zum Klimaschutz und zur Energiewende. Die Filme sind nicht nur unterhaltsam und informativ, sondern ermutigen auch dazu, sich für Natur- und Klimaschutz, Kohle- und Atomausstieg einzusetzen, denn jede*r kann einen Beitrag leisten. Alle drei Filme haben gute Kritiken und Auszeichnungen erhalten und bieten vielfältige Anregungen zur Diskussion. Generationenübergreifend sind alle herzlich eingeladen, denn „FRIDAYS FOR FUTURE“ macht gerade deutlich, dass eine breite Bewegung erforderlich ist, um dringend  notwendige Veränderungen zum Schutz des Klimas zu erreichen. Der Eintritt  ist frei. Die Filme werden durch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm abgerundet.

Der Film „DIE ROTE LINIE“, die am 8. November gezeigt wird, beschäftigt sich mit den Protesten im Hambacher Forst gegen den Braunkohletagebau im Rheinland (vgl. Flyer). Zusätzlich werden an diesem Abend großformatige Originalfotos eines jungen Fotojournalisten ausgestellt, die schon in zahlreichen überregionalen Medien (z.B. Spiegel, Zeit, taz u.a.) veröffentlicht wurden. Sie vermitteln einen Eindruck von den zerstörten, aber auch inzwischen wieder neu aufgebauten Baumhaussiedlungen im Hambacher Wald. Im Vorprogramm spielt Nicky von „Wild im Wald“ eine thematische Auswahl an Stücken (inter-)nationaler Liedermacher*innen.
Bitte informieren Sie sich auch gerne schon über die nachfolgenden Filme „WACKERSDORF“ und „TOMORROW“ durch Anklicken des jeweiligen Filmplakats. Wir freuen uns über Ihren Besuch.