Mahnwache: Hambacher Wald schützen

„Erheben wir uns, Jung und Alt und schützen wir den Hambacher Wald“, singt Bodo Wartke in seinem Lied über den Hambacher Wald. Das war auch der Grund für unsere zweite Mahnwache am Samstag, dem 29. Sept. 2018, auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg.

Seit 6 Jahren entstanden im Hambacher Wald aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Braunkohleabbaus über 50 Baumhäuser, die sich zu mehreren Siedlungen mit fantasievollen Namen wie Oaktown (Eichenstadt), Gallien, Beechtown (nach den dort wachsenden Buchen benannt), Lorien, Cozytown oder Norden verbanden. Sogar einen Kleingartenverein gab es. Dieser bemerkenswerten Alternativ-Architektur verliehen wir in unserer begleitenden Fotoausstellung das „Blue Shield“, mit dem schützenswerte Kulturgüter gekennzeichnet werden. All diese Häuser wurden in den letzten Wochen nahezu vollständig geräumt und zerstört. Dennoch haben die Aktivist*innen, denen wir unseren größten Respekt aussprechen, Großartiges  geleistet, denn sie haben vielen in unserem Land die Augen geöffnet und die Diskussion über den Kohleausstieg vorangetrieben. Am Ende dieses Konfliktes werden sie über die Natur- und Klimazerstörer triumphieren. Dass in der Bevölkerung viele gegen die Rodung des Hambacher Waldes sind, zeigte sich schon daran, dass während der Mahnwache 80 Personen den Appell zum Erhalt des Waldes unterzeichneten.
Statements von Aktivist*innen aus dem Wald wurden vorgetragen und über Kurt Claßen berichtet, dem ein 2.500 m2 großes Wiesenstück am Rande des Hambacher Waldes gehört, das RWE für den Kohleabbau benötigt. Der jahrelange juristische Kampf von Kurt Claßen gegen den Energieriesen RWE ist inzwischen legendär. RWE hat ihm für sein Grundstück  15.000  € geboten. Claßen verkauft aber nicht und verlangt aktuell 36,8 Milliarden Euro, berechnet nach den zu erwarteten Gewinnen für den Konzern. Eine Einigung ist angesichts der großen Diskrepanz nicht zu erwarten. Gegen ihn als Privatperson sind mehrere Klagen anhängig und ihm droht die Enteignung. 130 € wurden bei der Mahnwache gesammelt, um ihn bei den Prozesskosten zu unterstützen.
Getreu dem Motto, „Erheben wir uns Jung und Alt“, hatte auch die Naju-Gruppe-Wetterau zur Mahnwache aufgerufen. In ihrem Redebeitrag erinnerten sie daran, dass wir alle Energienutzer sind und Verantwortung für einen sparsamen Umgang mit Energie tragen. Wir alle können sehr viel tun: Wir können z.B. LED-Birnen einsetzen, bei Elektrogeräten stärker auf die Energieeffizienzklasse achten, nur volle Maschinen waschen, auf bessere Wärmedämmung achten, die Heizung etwas kühler stellen, Geräte vom Stromnetz nehmen, öfter mal laufen oder Fahrrad fahren. Dinge kann man wiederverwerten, statt wegzuwerfen und neu zu produzieren. Und man kann einfach zu einem Naturstromanbieter ohne Kohlestrom umsteigen. Das ist schon einmal ein Anfang.

Der Widerstand gegen die Rodung des Hambacher Forstes und den Braunkohleabbau wird auch nach der Räumung der Baumhäuser fortgesetzt!
Braunkohle ist der ineffektivste und klimaschädlichste Energieträger!
Kein anderes Land der Erde verbrennt mehr Braunkohle als Deutschland!
Die Braunkohleverstromung des Energiekonzerns RWE macht das Rheinland zur größten CO2-Quelle Europas und ist eine schwere Belastung für das Weltklima!
Die Braunkohle ist der Hauptgrund, warum Deutschland seine Klimaziele nicht erreicht!
Die Braunkohleverstromung muss daher schnell und sozialverträglich beendet werden!
Das renommierte Fraunhofer Institut in Freiburg hat ausgerechnet, dass der Kohleausstieg bis 2030 möglich ist, dass die Kohle unter dem Hambacher Forst nicht mehr benötigt wird und trotzdem die Stromversorgung sicher bleibt.
Die Kundgebung wurde mit dem im Hambacher Wald üblichen Ruf „Hambi bleibt, Hambi bleibt, Hambi Hambi Hambi bleibt bleibt bleibt“ beendet.

Mahnwache gegen die Räumung des Hambacher Forstes

Das Aktionsbündnis Querstellen-Friedberg ruft für kommenden Samstag, den 29. Sept. 2018, um 11 Uhr wieder zu einer Mahnwache am Elvis-Presley-Platz in Friedberg auf. Wir protestieren gegen die Räumung des Hambacher Waldes, die Zerstörung der einzigartigen Baumhaus-Siedlungen, die geplante Rodung, die weitere Ausdehnung des  Braunkohleabbaus und gegen die die Verstromung der Kohle durch den Energiekonzern RWE.

Polizeikette im Hambacher Forst                                                 Foto: Tim Wagner

Seit heute wird die Räumung des Hambacher Waldes wieder massiv vorangetrieben. Zwar hatte NRW(E)-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach dem Tod des Journalisten Steffen Meyn gesagt: Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, ich kann das zumindest nicht. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ (vgl. z. B. WZ vom 20. Sept.)
Diese Aussage hielt nicht lange Stand. Sie war vielleicht auch nicht so sehr durch Pietät begründet, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass die Firmen Gerken und Cramer ihre Arbeitsbühnen zurückbeorderten. Die Firmen waren nicht über den Einsatzzweck informiert worden und distanzierten sich in einer erfreulich deutlichen Erklärung von der Räumung des Waldes.
Unter dem Vorwand, Rettungswege anlegen zu müssen, wurden schon am Tag nach dem Tod des Journalisten die Zufahrten für neue Räumfahrzeuge präpariert. Heute wurde mindestens ein weiteres Baumhaus-Dorf geräumt und zerstört.
Braunkohle ist der ineffektivste fossile Brennstoff und der größte Klimakiller. Deutschland erzeugt mehr Strom aus Braunkohle als jedes andere Land der Erde und verfehlt daher seine gesetzten Klimaziele. Deutschland exportiert große Mengen Strom und braucht die Braunkohle nicht mehr. Das namhafte Fraunhofer-Institut Freiburg hat vorgerechnet, dass es auch ohne die Braunkohle keine Versorgungsprobleme gibt. Es geht lediglich um die Gewinne der RWE-Aktionäre.
Querstellen-Friedberg kritisiert die unverhohlene Machtdemonstration von RWE. Der Konzern verlässt die Suche nach einem konsensfähigen Ausstiegsszenario aus der Kohleverstromung und brüskiert die Bemühungen der Kohlekommission. RWE ruiniert damit sein Image vollends. Heute reichen einige wenige Mausklicks, um zu Stromanbieter ohne Kohle- und Atomstrom zu wechseln.
Auf der Mahnwache gibt es neben Redebeiträgen auch Infomaterial und es werden Fotos der inzwischen zerstörten Baumhäuser ausgestellt. Auch die NAJU-Gruppe-Wetterau unterstützt die Mahnwache und lädt besonders Jugendliche zum Besuch ein. Kernzeit der Mahnwache ist von 11-12 Uhr, aber selbstverständlich sind wir noch länger für Gespräche vor Ort.

Tod eines Journalisten – Mahnwache verschoben

In Anbetracht des Todes eines Journalisten im Hambacher Forst sagt Querstellen-Friedberg seine für Samstag, den 22. Sept. 2018 angekündigte Mahnwache ab.
Das Aktionsbündnis hat sich so entschieden, damit nicht der Vorwurf erhoben werden kann, den tragischen Tod des Journalisten für politische Auseinandersetzungen zu benutzen.
Der im Hambacher Forst ausgetragene Konflikt zwischen dem Schutz der Umwelt und den Verwertungsinteressen von Braunkohle durch den Energiekonzern RWE ist damit selbstverständlich nicht beendet und Querstellen-Friedberg wird weiter Mahnwachen durchführen, die kurzfristig angekündigt werden.
Aktuell setzen Landesregierung und Polizei in NRW die Räumung des Waldes aus und die Firmen Gerken und Cramer ziehen die von ihnen verliehenen Arbeitsbühnen ab.
Einige Vertreter*innen von Querstellen werden am Samstag um 11 Uhr am Elvis-Presley-Platz sein, um die Möglichkeit zum Austausch über die Ereignisse anzubieten.

Mahnwache: Räumung im Hambacher Forst stoppen!

Während die Polizei im Hambacher Forst gerade mit schwerem Gerät räumte, versammelten sich Kohlegegner*innen am Samstag, dem 15. Sep. 2018, auf dem Elvis-Presley-Platz in Friedberg zu einer Mahnwache. Mit dieser Veranstaltung wollten wir den Aktivist*innen im Hambacher Forst unsere Solidarität bekunden. Sie kämpfen mit hohem persönlichem Einsatz gegen Kohleabbau und Klimawandel. Sie kämpfen für unsere gemeinsamen Ziele gegen einen mächtigen Gegner.  Dafür haben Sie unseren großen Respekt.

Regierung und Polizei in NRW wollen mit aller Macht den Widerstand gegen die Ausweitung des Kohleabbaus brechen und machen sich zu Vollzugsgehilfen des Energiekonzerns RWE.  Der Konzern unterläuft durch die geplante Rodung das Bemühen um einen gesellschaftlichen Konsens zum Kohleausstieg. Er versucht vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor der gesellschaftliche Gegenwind noch größer wird.
RWE dürfte sich damit verkalkulieren, denn der Protest gegen Räumung und Kohleverstromung wird gerade wegen des brutalen Vorgehens nur noch größer. Wie sich der Imageschaden für RWE auswirkt, ist schwer zu ermessen. Jede*r kann heute ganz einfach auf Ökostrom-Anbieter wechseln.

Da die Braunkohle der Klimakiller Nr. 1 ist, muss der Ausstieg aus der Kohleverstromung kommen. Der Wechsel auf erneuerbare Energien muss schnell und sozialverträglich angegangen werden.

Am kommenden Samstag, dem 22. Sep. 2018, werden wir uns erneut um 11.00 Uhr auf der Kaiserstraße/Nähe Elvis-Presley-Platz zu einer Mahnwache treffen, zu der alle eingeladen sind, die dieses Anliegen unterstützen wolle. Wir werden mit der Braunkohle-Schubkarre, unserem gelben Quersteller-X, einem Infopavillon und den hoffentlich vielen Menschen leicht zu finden sein. Wir bleiben bis gegen 14.00 Uhr.

Räumung des Hambacher Forstes begonnen

Unter dem juristischen Deckmantel „fehlenden Brandschutzes“ und „fehlender Rettungstreppen“ hat die Polizei in NRW mit der Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst begonnen. Tausende von Polizisten sind seit dem heutigen Donnerstagmorgen im Einsatz und gehen mit aller Härte gegen die Aktivist*innen  und Baumhäuser im besetzten Wald vor. Auch schweres Räumgerät und Wasserwerfer sind im Einsatz. Sieben Eilanträge, die gegen die Räumung eingebracht wurden, werden derzeit von Gerichten geprüft. Hambi und seine Menschen brauchen jetzt unsere Unterstützung.

Der Kohle-Herbst

„Über 80% der gesamten Treibhausgasemissionen der Stromerzeugung entstehen bei der Kohleverstromung“ (Positionspapier des Umweltbundesamtes von 2017).

Baumhaus im Hambacher Forst                                        Foto: Tim Wagner

Obwohl dies so ist, zeigt sich immer deutlicher, dass die Bundesregierung wenig Eile hat, den dringend notwendigen Ausstieg aus der Kohleverstromung voranzutreiben. Stattdessen wird wieder einmal verzögert, Kommissionen sollen langfristig planen, während gleichzeitig die großen Energiekonzerne – allen voran RWE – weiter riesige Mengen CO2 in die Atmosphäre pusten und den Klimawandel anheizen. Aufgrund der starken finanziellen Abhängigkeit vieler Kommunen in NRW kommt kaum Widerstand von Seiten der Politik, sondern CDU und SPD unterstützen gerade RWE massiv bei ihren – im wahrsten Sinne des Wortes – schmutzigen Geschäften. RWE wird in den nächsten Wochen den kleinen noch verbliebenen Teil des Hambacher Forstes roden.
Seit 6 Jahren leisten dort Baumbesetzer*innen Widerstand gegen die Ausweitung des Tagebaus und die Rodung des Waldes. In ihren Baumhäusern und einem Camp am Waldrand stellen sie sich den Braunkohlebaggern entgegen. RWE, Polizei und CDU-Innenminister Reul wollen diesen Widerstand jetzt brechen und den Hambacher Forst endgültig zerstören, bevor die Kohlekommission evtl. zu anderen Empfehlungen kommt.
Die Räumung hat bereits begonnen. Mit großem Polizeiaufgebot wurden in den letzten Tagen bereits wichtige Versorgungseinrichtungen auf dem Boden zerstört und Personen „in Gewahrsam“ genommen. Auch erste Baumhäuser wurden vernichtet und Solidaritätsdemos und -versammlungen werden massiv behindert. (Über den aktuellen Stand informieren die rechts angegebenen Webseiten.) Offenbar soll hart durchgegriffen werden, damit bis zum Beginn der Rodungssaison der Widerstand gebrochen ist. Zwar wird RWE nicht vor dem 14. Oktober roden, was aber keineswegs bedeutet, dass die Räumung nicht weitergehen wird. Das Vorgehen erinnert fatal an James Camerons Science-Fiction-Film „Avatar“, in dem profitgierige Rohstoffausbeuter die „Na‘vi“ aus ihrem Wald vertreiben. Gegen die Zeichen der Zeit setzt hier RWE, unter Mithilfe von Politik und Polizei, ihre Profitinteressen durch.
Der Kohleausstieg ist ebenso dringend erforderlich wie der Atomausstieg und duldet keinen Aufschub.
Deshalb wird Querstellen in diesem Herbst die Kohlegegner unterstützen und mit unterschiedlichen Aktionen gegen die Kohleverstromung protestieren:
Mitglieder von Querstellen fahren am Sonntag, 16. September (ganztägig) mit PKW zum Hambacher Forst, um an der Pflanzaktion „AufBäumen gegen Kohle“ und an dem sonntäglichen Waldspaziergang mit Führung teilzunehmen. Gerne nehmen wir Interessierte mit und helfen bei der Organisation von Fahrgemeinschaften. (Bitte melden Sie sich über querstellen-friedberg[at]t-online.de.)
Im Zusammenhang mit der Rodung werden wir Mahnwachen in Friedberg durchführen, bei der wir u.a. mit einer Fotoausstellung über die Baumbesetzungen im Hambacher Forst informieren.
Eine weitere Aktion planen wir in Friedberg zu dem Motto „Kohle unten lassen“.
Auch an Demonstrationen gegen den Kohleabbau im Rheinland wollen wir teilnehmen, z. B. an der Großdemo am 14. Oktober 2018.
Für alle diese Aktionen freuen wir uns über aktive Unterstützung und zahlreiche Teilnehmer*innen.

Läge Friedberg in der Provinz Fukushima …


… böte sich 7 Jahre nach der Atomkatastrophe möglicherweise dieser Anblick.

Nach einem Bericht von Greenpeace lagern in der Provinz Fukushima inzwischen rund 13 Millionen Kubikmeter Strahlenmüll in schwarzen Plastiksäcken an ca. 147 000 Plätzen. Diese sog. „Big Bags“ enthalten kontaminierte Erde, die in den Sperrzonen bei Dekontaminierungsarbeiten abgetragen wurden. Durch das Entfernen der oberen Erdschicht in der Nähe von Wohnhäusern, versucht man die Strahlung so weit zu reduzieren, dass man die Sperrung aufheben und die Menschen auffordern kann, wieder in die verseuchten Regionen zurückzukehren. Das Dorf Itate ist z.B. etwa 1 Jahr freigegeben und die evakuierten Menschen sind von der Regierung aufgefordert, dorthin zurückzukehren. Viele wollen das nicht, weil die Strahlung noch immer hoch ist. Allerdings entfällt mit der Aufhebung der Sperrung auch die Entschädigungsleistung für die Menschen.
Die riesigen Berge von Plastiksäcken zeigen anschaulich die ganze Hilflosigkeit des Menschen im Umgang mit dem radioaktiven Müll. Die Säcke lagern nahezu ungeschützt unter freiem Himmel und niemand weiß, wie lange sie der Witterung standhalten und was überhaupt mit dem Strahlenmüll geschehen soll. Die Dekontaminierungsversuche werden zudem wieder zunichte gemacht, weil Wind und Regen erneut radioaktives Material aus der Umgebung herantragen.
Damit Fukushima nicht vergessen wird, erinnert Querstellen-Friedberg am Samstag, dem 10. März, von 10-13 Uhr, auf dem Elvis-Presley-Platz („Kleine Freiheit“) in Friedberg an die Atomkatastrophe vor 7 Jahren. In einem Pavillon zeigen wir die Plakatausstellung „Fukushima, Tschernobyl und wir“ von .ausgestrahlt, die auf anschauliche Weise wichtige Fakten zu den beiden Atomkatastrophen zusammenfasst. Wir wollen aber auch an die Situation in Deutschland erinnern, wo noch immer sieben Atomkraftwerke in Betrieb sind und weiterhin Atommüll produzieren. Wir fordern daher den beschleunigten Atom- und Kohleausstieg und einen verstärkten Ausbau der dezentralen Energiegewinnung. Gerade hier vor Ort werden die Chancen der Windkraft leider sträflich vernachlässigt.