Zivile und militärische Nutzung der Atomenergie lassen sich nicht trennen.
Die militärische Nutzung der Atomenergie ist auf die zivile angewiesen. Beide sind auf vielfältige Weise voneinander abhängig. Die zivile Atomkraft liefert Schlüsseltechnologien und Schlüsselrohstoffe für den Bau von Atomwaffen. Aus diesem Grund kann man auch von einem atomaren Netz sprechen:
Die nukleare Kette beginnt mit dem Uranbergbau, der für die zivile wie die militärische Technologie das Rohmaterial liefert.
Urananreicherungsanlagen werden sowohl für niedrig angereicherte AKW-Brennstäbe als auch für den hoch angereicherten Bombenrohstoff benötigt. Die Urananreicherung erfolgt mittels Zentrifugen, wie z.B. in Gronau (NRW). Zivile Zentrifugen können daher auch für die Atomwaffenproduktion umfunktioniert werden. Die zivile Nutzung der Atomenergie ermöglicht somit Staaten, auch relativ leicht Atomwaffen herzustellen.
Das hochgiftige Bomben-Plutonium ist quasi ein Abfallprodukt von Atomkraftwerken und wird in Wiederaufarbeitungsanlagen aus abgebrannten Brennelementen herausgelöst. Dies ist die eigentliche Aufgabe von Wiederaufarbeitungsanlagen. Sie sollten daher eher Plutoniumfabriken genannt werden.
Relativ geringe Mengen radioaktiven Materials, z.B. aus einem Atomkraftwerk, reichen übrigens für den Bau sog. schmutziger Bomben, die bei ihrer Explosion die Umgebung radioaktiv kontaminieren. Sie sind leicht herzustellen und daher z.B. auch für Terroranschläge prädestiniert.
Aufgrund der engen Abhängigkeit von militärischer und ziviler Atomenergienutzung ist es auch kein Zufall, dass Atomstaaten – wie z.B. Frankreich – auch bei der Energiegewinnung auf die Atomkraft setzen.
Allerdings geht es heute vermutlich weniger um das benötigte spaltbare Material – davon ist offensichtlich genug vorhanden – sondern mehr um das technische Know-how. Um Atomwaffen bauen und bereithalten zu können, benötigt man eine komplexe Infrastruktur aus Forschung, Ausbildung und Experten, die ohne die zivile Atomnutzung nicht in ausreichender Zahl und zu akzeptablen Kosten vorhanden wären. Das Militär ist auf den gleichen Expertenpool wie die Atomwirtschaft angewiesen. Die zivile Atomenergie ist somit eine versteckte Querfinanzierung für die militärische Nutzung.