Auch bei der sechsten und letzen Mahnwache zur Reaktorkatastrophe in Japan versammelten sich am Montag in Bad Nauheim vor der Dankeskirche und in Friedberg auf der Kleinen Freiheit wieder viele Menschen. In Bad Nauheim präsentierte Familie Jetzen ein Straßentheater „und mahnte strickend vor den Verstrickungen und vor dem Fall von Maschen, die schwierig aufzufangen seien und die, zu spät bemerkt, ein ganzes Strickwerk vernichten könnten. Symbole für die Verbundenheit mit Japan, da in einer globalisierten Welt Entfernung keine Rolle mehr spielt und Betroffenheit keine Grenzen kennt. Die Verstrickungen der Atompolitik waren ebenso Thema wie die Gefährdung von Menschenleben durch Strahlung (fallende Maschen) und die Auslöschung ganzer Landstriche durch Verstrahlung. In der Hoffnung und Mahnung, dass nicht irgendwann ein anderes Land uns statt der bunten Kraniche weiße Tauben mit grünem Zweig im Schnabel zum Trost schicken muss, bildeten alle zum Schluss eine Menschenkette – gemeinsam rief man bis nach Biblis: AKW – nee, abschalten!“, so die kurze Zusammenfassung von Sabine Kling-Jetzen aus Bad Nauheim.
In Friedberg verlas H.C. Schneider wieder einige Gedichte und Silvia Mika trug erneut ihr Lied von Fukushima vor. Erstmals spielten Christa Möller und Peter Mahla flotte Samba-Rhythmen und zeigten mit ihrer kraftvollen Musik, dass die Atomkraftgegner den Kampf gegen die Atomwirtschaft auch in Zukunft aufnehmen werden. Schon traditionell schloss sich an die Mahnwache in Friedberg wieder ein Montagsspaziergang an, der diesmal über Kaiserstraße, Ockstädter Straße, am Krankenhaus vorbei zur Seewiese führte. Dort machte Andrej Seuss einige Anmerkungen zur aktuellen Lage. Er ließ keine Zweifel aufkommen, dass die Anti-Atom-Bewegung noch lange auf der Straße präsent sein und die Ausstiegspolitik der Bundes- und Landespolitiker weiterhin kritisch verfolgen muss. Er forderte die Teilnehmer auf, sich in die örtliche Politik einzuschalten und im Sinne von Bürgerbeteiligung den Druck auf die Kommunalpolitik und die örtlichen Energieversorger zu erhöhen, damit diese wirklich Ernst machen mit dem Energiewandel. Die Bürger sollen in ihrer Gemeinde in einen öffentlichen Dialog eintreten und sich darüber Gedanken machen, wo konkret innerhalb einer Gemeinde Energie und Strom eingespart werden kann.
Nach einem weiteren Samba von Christa Möller und Peter Mahla formierten sich die Teilnehmer zu einem großen gelben X auf der Seewiese, um gleichsam zum Abschluss der Aktionen nochmals ihre Bereitschaft zum Widerstand gegen die Atomkraft zu symbolisieren.
Das Bündnis wollte damit zeigen, dass allein ein Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung, wie auch immer der aussehen mag, nicht reichen wird, sondern, dass die Anti-Atom-Bewegung auch die Frage nach der Entlagerung des Atommülls sehr deutlich und fordernd stellen muss und wird!